ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DES FILMS


WARUM WIR BEGANNEN

2007 begannen wir, uns mit dem Lodzer Ghetto zu beschäftigen. Der Anstoß kam, als wir erfuhren, dass dieses riesige Ghetto inmitten einer polnischen Großstadt eingerichtet wurde. Die deutschen Eroberer wollten eine ‘rein deutsche’ Musterstadt entstehen lassen: Aus Lodz sollte “Litzmannstadt” werden. Im Verlauf der Jahre bis fast zum Kriegsende lebten rings um das Ghetto Tausende Deutsche: Bürger aus dem Deutschen Reich, alteingesessene Lodzer Deutsche wie auch sogenannte Volksdeutsche, die aus Gebieten wie dem Baltikum, Wolynien “heim ins Reich” kamen bzw. umgesiedelt wurden. Das Ghetto bestand bis fast zum Kriesgsende, mehr als vier Jahre lang. “Wir haben doch von nichts gewusst”, nicht gewusst, was den jüdischen Menschen angetan wurde, diese typische Floskel der Deutschen der Nachrkriegszeit bis heute, wäre – hier in dieser Stadt ausgesprochen – nicht nur eine Lüge, sondern gleißender Hohn.

Denn das Lodzer Ghetto war “öffentlich”: Es war zwar hermetisch vom Rest der Großstadt abgeriegelt, streng von deutschen Wachposten observiert und gab es keine Kanalisation, über man hätte hinein oder hinaus gelangen können. Doch zugleich fuhr tagtäglich eine Straßenbahn aus dem “freien” Teil der Stadt mitten durch das Ghetto und konnten die Fahrgäste sehen, wie es den jüdischen Menschen darin von Woche zu Woche, Monat auf Monat, Jahr um Jahr schlechter ging; wie es immer weniger wurden, bis das Ghetto schließlich “liquidiert” wurde.

Wir fragten uns, was die Menschen damals empfunden, gedacht und gehandelt haben mögen – auf beiden Seiten des Zaunes. Und so machten wir uns 2007 auf die Suche nach letzten Zeitzeugen – jüdischen, deutschen und polnischen.

DIE PRODUKTIONSBEDINGUNGEN

LINIE 41 entstand ohne Filmförderung, war keine Auftragsproduktion eines Fernsehsenders. Wir realisierten unseren Film auf eigene Kosten und arbeitetete das Kernteam über Jahre unentgeltlich. In kritischen Phasen erhielten wir Unterstützung von Stiftungen aus Deutschland, Polen und der Schweiz und half uns über die Jahre immer wieder großzügig ein Berliner Techniksponsor.

WARUM WIR NICHT AUFHÖRTEN

Über die Jahre entwickelte sich ein so enges Vertrauensverhältnis zu einigen der Protagonisten, dass an Aufhören nicht zu denken war. Das Gefühl der Verantwortung, dafür zu sorgen, dass ihre Geschichten erzählt und gehört werden und nicht in Vergessenheit geraten, wurde und wird über die Jahre immer größer.